
Was Kinder wirklich brauchen: Sprache, Schutz und sichere Erwachsene
- A HumanKind
- Mar 29
- 3 min read
Triggerwarnung:
Dieser Text spricht über Kinderschutz und die Prävention digitaler Übergriffe.
Es werden keine Übergriffe beschrieben – aber Wege aufgezeigt, wie man Kinder schützt.
Viele Kinder erleben Grenzverletzungen – aber können sie nicht benennen.
Nicht, weil sie dumm sind.
Sondern weil sie nie gelernt haben, wie das, was passiert, heißt.
Oder dass es falsch ist.
Oder dass sie etwas sagen dürfen.
Kinderschutz beginnt nicht bei Kontrolle.
Er beginnt bei Vertrauen.
Bei Worten.
Bei Gesprächen, die Mut machen, statt Angst.
Und bei Erwachsenen, die bereit sind hinzuhören – auch wenn’s unbequem wird.
1. Kinder brauchen klare, altersgerechte Sprache
Schon im Kindergartenalter können Kinder verstehen, dass ihr Körper ihnen gehört – und dass niemand ihn ohne ihre Zustimmung berühren darf.
Vermeide Verniedlichungen:
Statt „Pipimann“ oder „Mumu“: Sag „Penis“ und „Vulva“ – ruhig, wertfrei.
Warum? Weil Kinder sonst im Notfall nicht verstanden werden.
Erkläre:
„Dein Körper gehört dir.“
„Niemand darf dich an Stellen berühren, die du nicht magst – auch nicht, wenn du die Person kennst.“
„Wenn du ein komisches Gefühl hast, darfst du immer etwas sagen.“
Beispiel für ein Gespräch mit einem 5-jährigen Kind:
„Wenn jemand dich anfasst und du magst das nicht – was machst du dann?“
→ Lass das Kind antworten. Bestärke es.
„Richtig. Du darfst Nein sagen. Und du darfst zu mir kommen – immer.“
2. Kinder brauchen Wiederholung & Routine
Ein einziges Gespräch reicht nicht.
Kinderschutz ist kein „Aufklärungsgespräch“, sondern ein laufender Dialog.
Setze klare Rituale:
Fragt euch abends beim Zähneputzen: „Gab’s heute etwas, das sich komisch angefühlt hat?“
Sprich offen über digitale Kommunikation:
„Wenn du im Internet bist – schreibt dir jemand fremdes?“
„Was machst du, wenn jemand was von dir möchte?“
3. Kinder brauchen Handlungsmöglichkeiten, nicht nur Regeln
„Du darfst Nein sagen“ ist wichtig –
aber was, wenn das Kind Angst hat?
Wenn jemand es bedroht? Wenn es Scham fühlt?
Deshalb brauchen Kinder konkrete Handlungsoptionen:
Sicherheitsnetz: „Wenn du was erzählen willst, aber dich nicht traust, kannst du es mir schreiben oder malen.“
Verbündete: „Wenn du mir etwas nicht sagen willst – gibt es jemand anderen, dem du vertraust?“
Vertraulichkeit erklären: „Ich bin für dich da. Ich werde helfen. Auch wenn das bedeutet, dass ich mit jemandem sprechen muss – ich mach das nur, um dich zu schützen.“
4. Kinder brauchen Erwachsene, die aushalten können
Wenn ein Kind sich öffnet, ist es mutig.
Aber viele Erwachsene machen in diesem Moment Fehler – aus Überforderung, Angst oder Scham.
Vermeide diese Reaktionen:
„Das kann doch nicht sein.“
„Bist du sicher, dass das so war?“
„Sag das lieber niemandem.“
„Das ist bestimmt nicht so gemeint gewesen.“
Sag stattdessen:
„Danke, dass du mir das erzählst.“
„Du hast alles richtig gemacht.“
„Ich bin bei dir. Wir schauen gemeinsam, was du brauchst.“
Wenn du überfordert bist:
Hol dir sofort Hilfe – bei Fachstellen oder Vertrauenspersonen.
Das Kind darf nicht das Gefühl bekommen, Schuld aufgeladen zu haben.
5. Kinder brauchen Schutz im digitalen Raum – durch dich
Mach digitale Räume zum Thema, bevor etwas passiert.
Fragen, die du stellen kannst (altersangepasst):
„Wer darf dir online schreiben?“
„Was machst du, wenn jemand was sagt oder zeigt, was dir Angst macht?“
„Kennst du die Blockier-Funktion?“
„Hast du schon mal was gesehen, was du nicht verstanden hast?“
Technische Schutzmaßnahmen (je nach Alter):
Sichere Privatsphäre-Einstellungen
Gemeinsames Festlegen, welche Apps genutzt werden dürfen
Klare Vereinbarung: „Wenn dir etwas passiert, bist du nie schuld. Sag es mir.“
Offenheit statt das Gefühl der Überwachung: „Ich will nicht alles kontrollieren – ich will, dass du sicher bist.“
Und was, wenn du unsicher bist?
Niemand kann alles wissen.
Aber du kannst lernen.
Du kannst dich informieren.
Und du kannst klar machen:
„Ich sehe dich. Ich nehme dich ernst. Ich bin da.“
Aufklärung heißt nicht, Kindern Angst zu machen.
Aufklärung heißt:
Kindern Vertrauen zu schenken.
Ihnen Sprache zu geben.
Und ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind – egal, was passiert.
Quellen & Empfehlungen zum Weiterlesen:
Kinderschutz Schweiz – kinderschutz.ch
Bündnis Kinderschutz – Elternratgeber Grooming, PDF: buendnis-kinderschutz.de
Innocence in Danger – innocenceindanger.de
Nummer gegen Kummer – 116 111 (kostenlos & anonym)
„Nein heißt Nein“ – Broschüre der Deutschen Kinderhilfe
Lisa J. Cohen: „Kindern sichere Grenzen zeigen“
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